Shortsea Shipping: Metropolregion Oberrhein sucht Wege aus der Verkehrsfalle

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Bonn/Kehl am Rhein, 12. Juli 2011 – Das Binnenschiff schneller und flexibler unterwegs als ein LKW? Wer jede Woche 20.000 voll beladene Trucks quer durch Europa schickt, muss es wissen. „Wir haben das 20 Mal vorher getestet und 95 Prozent Zuverlässigkeit erreicht“, lässt Edwin Wenink Zahlen sprechen. Der Chef-Logistiker des weltweit größten Blumen- und  Pflanzenhändlers FloraHolland aus Amsterdam setzt seit kurzem für Frischetransporte zwischen dem niederländischen Kampen und der Landeshauptstadt auf das Binnenschiff. „Durchlaufzeiten, Verlässlichkeit, Kosten und Flexibilität haben uns überzeugt“, sagt der Manager Supply Chain Development mit Hinweis auf sich dramatisch verschlechternde Straßenverkehrsverhältnisse. „Es wird immer schwieriger, unsere Märkte zu beliefern.“ Aber auch Maut, steigende Treibstoffkosten und Fahrermangel seien gute Gründe, bei Verkehrskonzepten andere Wege zu gehen.
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Klare Worte und motivierende Beispiele für zukunftsweisende Verkehrslösungen, präsentiert auf einer Fachveranstaltung in Kehl am Rhein. Unter dem Motto „Alles im Fluss statt im Stau“ hatte der Logistiker Wincanton Intermodal GmbH & Co.KG, die Regionalgruppe Oberrhein der Bundesvereinigung Logistik (BVL), das ShortSeaShipping Inland Waterway Promotion Center (SPC), und die IHK Südlicher Oberrhein geladen. 140 Gäste konnten die Organisatoren vergangene Woche an Bord des Fahrtgastschiffes MS Karlsruhe begrüßen, das Wincanton Intermodal für die Veranstaltung gebucht hatte.
 Pionierregion für nachhaltige Mobilität
„Wir werden uns zur Pionierregion für nachhaltige Mobilität entwickeln“, betonte Christian Junker, Vorsitzender des Verkehrsausschusses der IHK Südlicher Oberrhein. Dazu gehöre es, im Transitland Oberrhein Güter von der Straße zu holen, um sie multimodal – unter Einbindung von Wasserstraße und Schiene – auf den Weg zu bringen. Bis 2020, so Junker, solle die C02-Belastung in der Metropolregion durch nachhaltige Logistik um bis zu 40 Prozent gesenkt werden.
 Vorbildfunktion haben Projekte wie das der Koehler Paper Group aus Oberkirch bei Offenburg. Der Papierhersteller, Weltmarktführer für Kassenzettel aus Thermopapier, hat 2009 damit begonnen, Produkte aus einem Papierwerk in Kehl und Oberkirch nicht über weiter entfernte Terminals, sondern direkt über den Rheinhafen Kehl mit dem Binnenschiff zu transportieren. Rund eine Million Straßenkilometer pro Jahr spart das von der EU im Rahmen des Programms „Marco Polo“ geförderte Regionalprojekt. Dies entspricht einer CO2-Reduktion um 750.000 Tonnen (-13%) pro Jahr, rechnete Versandleiter Alexander Sigler vor. Sigler betont, dass dieses Projekt nur unter Mithilfe aller Beteiligten, nämlich der Kehler Hafenverwaltung und den in Kehl ansässigen Binnenschiffsexperten realisiert werden konnte.
 Auch bei BSH Bosch und Siemens Hausgeräte wurden Verlagerungsziele über das EU-Förderprogramm erreicht. „Wenn wir nicht alternative Wege mit dem Dienstleister gehen, sitzen wir in der Verkehrsfalle“, machte BSH-Verkehrsreferent Christian-Daniel Schoen deutlich. BSH ließ in dem Projekt übergroße Spezialcontainer (Super High Cube) bauen, die 180 statt bislang 102 Geschirrspüler laden konnten und so die Umweltbilanz deutlich verbesserten. Für Schoen ist es an der Zeit, auch über eine Entschleunigung von Transporten nachzudenken: „Macht es Sinn, Güter immer schnell und eilig zu versenden?“, so seine rethorische Frage an das Fachpublikum.     
 „Es geht um den mental shift, nicht nur um den modal shift“
Überzeugt von der Leistungsfähigkeit intermodaler Verkehrslösungen zeigte sich Dr. Wolfgang  Hönemann. „Intermodalität ist die Voraussetzung für nachhaltige Mobilität im Güterverkehr“, brachte es der Geschäftsführer Intermodal bei dem Logistiker Wincanton auf den Punkt. Seit einer Woche transportiert Wincanton Fertiggaragen von Zapf per Binnenschiff übers Wasser und spart seinem Kunden und der Umwelt so 14.000 Straßentransporte im Jahr. Vorteile liegen für Hönemann in der gewaltigen Kapazität des Verkehrsträgers, die er im RoRo-Linienverkehr für den Landmaschinenhersteller John Deere nutzt. 18.000 Traktoren und 300 große Erntemaschinen gehen per anno ab Mannheim über Koppelverbände und Schubleichter fahrplanmäßig Richtung Seehäfen. Bei 100 Abfahrten mit  dem 105 Meter langen Schubleichter, der knapp 1000 Tonnen Tonnage aufnimmt, werden die Autobahnen um 17.000 LKW entlastet, so der Intermodal-Chef des englischen Logistikers. Außerdem gäbe es für Transporte auf dem Wasser kein Wochenendfahrverbot.
 Noch effizienter könnten Transporte via Mittel- und Oberrhein werden, wenn es gelingen würde, nicht nur verschiedene Verkehrsträger miteinander zu verknüpfen, sondern auch Fahrtgebiete. „Die zukünftige Herausforderung liegt darin, den Brückenschlag vom Oberrhein bis zum Hamburger Hafen zu schaffen und neue Relationen zu bilden, so Christian Betchen, Projektmanager beim SPC.
Dafür braucht es Mut, Kraft und vor allem Einsicht. „Es geht um den mental shift, nicht nur um den modal shift“, mahnte FloraHolland-Mann Wenink mit Blick auf die Notwendigkeit, bei Transportkonzepten in Europa schleunigst umzudenken. Den Kampf gegen Windmühlenflügel – ihn hat der Amsterdamer Logistikmanager mit seinem Projekt erfolgreich geführt. Und gewonnen. Ganz ohne Subventionen übrigens.
Links zum Bildmaterial:
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 BU 1: Passender Rahmen, um Teilnehmern den Verkehrsträger Binnenschiff näher zu bringen: Wir haben keine Kosten und Mühen gescheut und anlässlich dieser Veranstaltung das Fahrtgastschiff MS Karlsruhe nach Kehl gebucht, erklärte Andreas Kempf, Geschäftsführer der Wincanton Intermodal GmbH & Co.KG, Kehl
BU 2: Setzt beim Transport von frischen Blumen auf das Binnenschiff: Edwin Wenink, Manager Supply Chain Development bei FloraHolland, dem weltgrößten Blumen- und Pflanzenhändler
BU 3: „Intermodalität ist die Voraussetzung für nachhaltige Mobilität im Güterverkehr“, brachte es der Geschäftsführer Intermodal bei dem Logistiker Wincanton, Dr. Wolfgang  Hönemann, auf den Punkt
BU 4: Moderator Hans-Wilhelm Dünner (Mitte), Herausgeber des Fachmagazins „SCHIFFAHRT HAFEN BAHN UND TECHNIK“ mit Organisatoren und Referenten der Fachveranstaltung, v.l.n.r.: Markus Böhmer, Wincanton Intermodal, Dr. Wolfgang Hönemann, Wincanton Intermodal, Christian Junker, IHK Südlicher Oberrhein, Christian Betchen, SPC, Edwin Wenink, FloraHolland, Markus Nölke, SPC, Dr. Karlheinz Hillenbrand, Hafen Kehl, Andreas Kempf, Wincanton Intermodal, Uwe Haupt, BVL Regionalgruppe Oberrhein, Alexander Sigler, Koehler Paper Group, Christian-Daniel Schoen, BSH
Fotos: 3F Kommunikation
Über das SPC
Das ShortSeaShipping Inland Waterway Promotion Center (SPC) ist ein Public-Private-Partnership des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) der Bundesländer Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein sowie Reedereien, Spediteuren, Hafenumschlagbetrieben, Häfen, Schiffsmaklern und der Binnenschifffahrt. Betrieben wird das SPC vom Verein zur Förderung des Kurzstreckenseeverkehrs e.V., Hamburg.
Die Gründung erfolgte am 9. Mai 2001 in der Handelskammer Hamburg. Die operative Arbeit nahm das SPC am 2. Juli 2001 in den Räumen des Bundesministeriums in Bonn auf.
Ziel des SPC ist es, Industrie, Handel und Speditionen für die Verkehrsträger Schiff und Bahn zu sensibilisieren und gemeinsam mit Verladern und Dienstleistungsunternehmen multimodale Logistikkonzepte zu entwickeln, welche die europäischen Wasser- und Schienenwege einschließen.
Das SPC arbeitet in Bezug auf Unternehmen und Häfen vollkommen neutral.
Informationen unter www.shortseashipping.de
Presse-Kontakt SPC
Christian Betchen
Phone: +49 (0)228-300 4892
E-Mail: presse@shortseashipping.de