Brandenburger Start-ups steigern Effizienz am Lager

Der Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen (englisch: Unmanned Aerial Systems (UAS)) könnte in der Intralogistik eine Zeitersparnis von bis zu 75 Prozent mit sich bringen. Foto: WFBB

Anwendungsfelder von Drohnen, Augmented Reality und 3D-Druck für die Intralogistik
Für innovative Technologien wie Drohnen, Augmented Reality und 3D-Druck gibt es in der Intralogistik vielversprechende Anwendungsgebiete. In der Metropolregion Berlin-Brandenburg beschäftigen sich unter anderem die Start-ups MULTIROTOR service-drone.de, Sitebots, Nxbase technologies und 3YOURMIND intensiv mit zukunftsweisenden Lösungen im Transportbereich. Vernetzt sind sie im Cluster Verkehr, Mobilität und Logistik (VML), das als Teil der gemeinsamen Innovationsstrategie der Länder Berlin und Brandenburg (innoBB), Unternehmen und Forschungseinrichtungen über klassische Branchengrenzen hinweg bei der Entwicklung von praxistauglichen Konzepten fördert.

Autonomes Fliegen im Lager mittelfristig realistisch
Zur Optimierung der Abläufe an Logistikstandorten sieht Marian Meier-Andrae die Drohne mittelfristig als geeigneten Begleiter. Der Geschäftsführer von MULTIROTOR erwartet: „Der Einsatz von unbemannten Luftfahrtsystemen (englisch: Unmanned Aerial Systems (UAS)) könnte in der Intralogistik eine Zeitersparnis von bis zu 75 Prozent mit sich bringen.“ Relevant ist die Beschleunigung beispielsweise für Eilabrufe. Auch im Bereich der Datenerfassung und Bestandsüberprüfung von Frachthöfen und Containerdepots könnten Drohnen Entlastung bringen. Mit Security und Überwachung deckt das Start-up Sitebots aus Velten ein weiteres Anwendungsgebiet von UAS ab. Dessen Geschäftsführer Dr. Sven Enterlein verdeutlicht den Nutzen: Ein Wachmann braucht für 1100 m Fußweg 18 Minuten, eine Drohne im Vergleich dazu nur drei Minuten.  Als Herausforderungen nennt Meier-Andrae die Ortung und Navigation, die Umfelderkennung sowie das Management von Schnittstellen.
Weit vorangetrieben hat das 2011 gegründete und mittlerweile in Brieselang ansässige Start-up MULTIROTOR mit über 900 UAS im kommerziellen Einsatz das Thema Umfelderkennung. Damit die Drohne selbstständig Hindernissen ausweichen kann, wird das Unternehmen das Fluggerät künftig mit unterschiedlichen Sensoren ausstatten. Noch in diesem Jahr stellt MULTIROTOR einen Prototyp fertig, der mit Mitteln aus dem europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) unterstützt wurde. Die Flugdauer ist laut Meier-Andrae mit etwa 40 Minuten bereits wirtschaftlich.
Neben der monetären Förderung braucht es aus Sicht des Geschäftsführers von MULTIROTOR vor allem Projektpartner, um die Erprobung industrieller Anwendungsfelder schneller voranzutreiben. „Dann hat das autonome Fliegen im Indoor-Bereich gute Chancen, in zwei bis drei Jahren Realität zu werden“, sagt Meier-Andrae.

Mit Augmented Reality bis zu 30 Prozent schneller kommissionieren
Einen anderen Weg zu mehr Effizienz in der Intralogistik zeigt Jörg Jonas-Kops, Gründer und Geschäftsführer von Nxbase technologies, auf. Er digitalisiert Logistikprozesse, indem er moderne Endgeräte wie Virtual-Reality-Brillen oder Smartphones einsetzt und die Anwendungen auf einer selbst entwickelte Plattform zu ganzheitlichen digitalen Prozessen zusammenführt. „So lassen sich Waren beispielsweise 20 bis 30 Prozent schneller kommissionieren“, konkretisiert Jonas-Kops. Bei MAN Diesel und Turbinen in Oberhausen sei es sogar gelungen, die Produktivität zu verdoppeln. Dort wird mit Unterstützung von Virtual-Reality-Brillen und einem entsprechenden Scanner ein Hochregal automatisiert gesteuert.

Pilotprojekt bei SBB Cargo International am Gotthard-Tunnel
Mit der schweizerischen Güterbahn SBB Cargo International arbeitet Nxtbase gerade an einem Pilotprojekt. Um die LKW, die die Rollende Landstraße durch den Gotthard-Tunnel nutzen, vor der Abfahrt auf die maximal zugelassene Höhe von 4 m zu überprüfen, hat das Start-up eine mobile digitale Messstation mithilfe von Smart-Glasses, digitalem Messstab und Apps entwickelt. Aus Sicht von Jonas-Kops stellten bisher für Unternehmen Entwicklungszeit und Kosten eine große Hürde dar. „Mit Hilfe unseres Frameworks stellen wir einen Piloten innerhalb von 14 Tagen fertig.“

Qualität bei Fertigung direkt vor Ort dank Validierung des 3D-Drucks
Den Prozess der Bestands- und Ersatzteillogistik als Ganzes könnte der 3D-Druck revolutionieren. „Diese Technologie versetzt Unternehmen in die Lage, dezentral und On-Demand zu fertigen. Wer eine Datei in einen 3D-Drucker eingibt, hält das benötigte Teil etwa 24 Stunden später in den Händen“, veranschaulicht Adrian Fähndrich, Head of Consulting 3YOURMIND. Das Geschäftsmodell des als Spin-Off der Technischen Universität Berlin gegründeten Start-ups beinhaltet, 3D-Druck-Dateien zu validieren und einfacher in die internen industriellen Arbeitsprozesse zu integrieren oder bei industriellen 3D-Druck Services in Auftrag zu geben. Dazu wird die entsprechende Datei auf der Internetplattform hochgeladen und innerhalb von wenigen Sekunden im Hinblick auf die Machbarkeit sowie Methoden und Materialien überprüft. Fähndrich geht davon aus, dass die großen Versorgungslinien aufgrund der Geschwindigkeit und Qualität des 3D-Druckes mittelfristig zurückgehen werden. Die dezentrale Fertigung am Ort des Bedarfs sowie die direkte Verknüpfung mit dem Verbraucher werde immer weiter an Bedeutung gewinnen.

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